Hegels Philosophie: nichts für „verlorene Söhne“

In der Sitzung zu Hegels Vorrede und Einleitung zur Phänomenologie des Geistes (hier zit. in der 5. Aufl. Frankfurt 1996) wurde u.a. diskutiert, ob Hegels Neu-Anfang in der Philosophie „elitäre“ oder „egalitäre“ Voraussetzungen für seine potentiellen Mit-Philosophierenden impliziert. Dazu gibt es nun verschiedene, relativ offensichtliche Stellen, in denen Hegel einen nicht alltäglichen und nicht ohne weiteres jedem zumutbaren Anspruch („ernsthaftes Geschäft“, 62) geltend macht: die Leugnung einer „natürlichen“, keinerlei Ausbildung und Wissen benötigenden Fähigkeit zum… Weiterlesen

Heidegger, Aristoteles und die Prädikation

1.Der historisch-systematische Bezugspunkt von Sein und Zeit: Die Metaphysik des Aristoteles Im Unterschied zu Adorno, der sein Denken wesentlich an den Systemen des deutschen Idealismus (Kant, Fichte, Schelling, Hegel) orientiert und an deren Grundbegriffen (Subjekt, Transzendentalphilosophie, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Geist, Dialektik etc.) abarbeitet, motiviert Heidegger die von ihm angestrebte Renaissance der Ontologie, die „Frage nach dem Sinn von Sein“, dem „Sein des Seienden“, „Seinsgrund“ etc. mit nichts weniger als EINER DER Urszenen der abendländischen Philosophie, der… Weiterlesen

TWA ND 6

Leider sind wir nicht dazugekommen, einige wichtige Passagen im Kap. II des 1. Teils genauer zu diskutieren; nur weil mir, als Ich aufgefordert wurde, nun doch einmal genau zu zeigen, wo denn nun A. Heidegger Unrecht tut, diese Stelle nicht sofort eingefallen ist, sei das nun hier nachgeholt. Es geht um die beiden Absätze S. 130ff. A. zitiert hier aus den Anfangsseiten von Heideggers „Sein und Zeit“, also aus der „Einleitung“, in der klar gesagt… Weiterlesen

Unmittelbarkeit: eine Luhmannsche Fußnote

N. Luhmann, Kunst der Gesellschaft, S. 43: Zur Frage, warum „Künstler zumeist nicht in der Lage sind, über ihre Intention befriedigend Auskunft zu geben“. Darum: „Eine Ur-Intention ist nötig, um die Grenze vom unmarkierten zum markierten Raum zu überschreiten; aber dieses Überschreiten, das eine Unterscheidung macht (eine Form abgrenzt), kann nicht selber schon eine Unterscheidung sein.“ Und dazu nun hier eine Fußnote, die seltsamerweise nicht auf den erwartbaren Spencer-Brown verweist, sondern auf – Hegel: „Hier… Weiterlesen

TWA ND 5

Vielleicht philosophiegeschichtlich das letzte Mal tritt uns in A.s Philosophie ein Alleinvertretungsanspruch von Philosophie „überhaupt“ gegenüber, die normative Vorstellung, daß nur die eigene Philosophie die einzig mögliche und verantwortungsvoll vertretbare, auf der Höhe ihrer Zeit verortete Philosophie darstellt: Adorno auch darin ein getreuer Nachfolger Hegels (und Marx‘). Vor allem deswegen muß sie sich nicht nur von den möglichen konkurrierenden Ansätzen, wie den phänomenologischen und v.a. Heideggerianischen absetzen, sondern diese auch für falsch, Ideologisch, und rundweg… Weiterlesen

»[verzagte] Unkraft« und »unkräftige Renaissance«

Beide Möglichkeiten kommen in Betracht. Oben ist Adorno zitiert nach ders., Negative Dialektik, Ffm. 1966, S. 16f., wo er vermutet, die idealistische Dialektik verteidige eine Subjektivität, die „verdrängt [werde] von der Unkraft des erschlaffenden Gedankens, der vor der Übermacht des Weltlaufs daran verzagt, diesen zu konstruieren“. „Eine andere Version von Dialektik begnügte sich mit deren unkräftiger Renaissance: ihrer geistesgeschichtlichen Ableitung aus den Aporien Kants und dem in den Systemen seiner Nachfolger Programmierten, aber nicht Geleisteten“,… Weiterlesen

TWA ND 4

Ich würde gern eine Frage zur „Anschlußfähigkeit“ von A.s ND in den Raum stellen: ist das, was er meint, wenn er das als „dringlich“ einklagt, „woran er [der Begriff] nicht heranreicht„, kompatibel/komplementär/korrigierend (oder sonstwie) zu den aktuellen Bemühungen um einen Ausgleich von Einzelfallgerechtigkeit und theoriefähiger Verallgemeinerbarkeit, wie sie z.B. jetzt in dem Artikel von Rolf Wörsdörfer (FAZ 5.2.2014, S. N3) genannt werden.Insbesondere der dort zitierte Ansatz von John Forrester („Thinking in cases„) würde mich da… Weiterlesen

TWA ND 3

Meine gestern nur von Matthias Hermann geteilte Lesart der Stelle S. 18f. („Eine veränderte Version von Dialektik…„) hat keinen mehrheitlichen Konsens gefunden; entgegen meiner These, daß hier eine Fremdbeschreibung und Abgrenzung geleistet wird, wurde die Formulierung einer „unkräftigen Renaissance“ als Selbstbeschreibung von A. Unternehmung aufgefaßt. Ich halte das für falsch und will daher meine Auffassung hier noch einmal verteidigen. Der ganze Absatz („Dies Gesetz…“) dient der Behauptung, daß das „Gesetz“ der „Widersprüchlichkeit“ und das „Primat… Weiterlesen

TWA ND 2

Die Stelle S. 33f. hat zu heftigen Diskussionen Anlaß gegeben, weil A. vorgeworfen wurde, sich hier auf ein krass naturalistisches und biologistisches Argumentationsniveau zu begeben, das seiner eigenen Norm selbstreflektierter, nicht-identifizierender Begriffsverwendung widerspricht und den in den Bann des solchermaßen reduzierten Denkens gezogenen Philosophen wie Kant extrem Unrecht tut. Im Folgenden soll versucht werden, die Stelle gegen diesen Vorwurf zu verteidigen. A. will hier, mit zugegebenermaßen kruden und stellenweise auch unfreiwillig komischen Metaphern, zeigen, warum… Weiterlesen

TWA ND 1

Vorbemerkung: Die Abkürzung steht weder für eine zu Recht verendete Fluggesellschaft noch für eine zu Unrecht überlebende Tageszeitung, sondern übertitelt in lockerer Reihenfolge meine Diskussionsbeiträge und Kommentare zur laufenden gemeinsamen Lektüre von Theodor W. Adornos „Negativer Dialektik“ (im „Spiritus-Kreis“ der Zeppelin Universität, Friedrichshafen). Folgendes zu den 3 1/2 Seiten der „Vorrede“. (Kursiv gesetzte Worte zwischen Anführungszeichen geben den O-Ton Adornos wieder). Adornos Einleitung will von vornherein eine Reihe möglicher Mißverständnisse in Form von falschen (überzogenen?)… Weiterlesen

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