GWFH GdPdR 7: Alles fallen lassen oder alles wollen? Hegel vs. Schopenhauer zum Selbstmord

Bevor wir dann wirklich weitergehen, um uns dem „abstrakten Recht“ (§34 ff.) zu widmen, nur noch kurz ein Beispiel, wie man Hegels idealistischen Willensbegriff auf der Basis seiner Korollarien hinterfragen könnte. Als Zusatz zu §5 wurde gestern nochmal der (leider in der Meiner-Ausgabe nicht enthaltene, aber hier zu findende) Passus zitiert, in dem H. die „reine Unbestimmtheit“ des Willens als seine „negative Freiheit“ und insofern als „einseitig“ beschreibt: „In diesem Elemente des Willens liegt, daß… Weiterlesen

GWFH GdPdR 6: Systemimmanenz vs. Einblickslöcher im Gestrüpp: oder wie zu lesen sei

Nachdem gestern nochmals auch im kleineren Kreis und auf prinzipielle Weise über die Zulässigkeit bzw. Kontraproduktivität bestimmter Herangehensweisen an den Hegel-Text diskutiert worden ist, hier nochmal ein Versuch, meine Vermutung einer notwendigen „Hermeneutik des Mißtrauens“ zu verteidigen. Das hehre Motto einer „ergebnisoffenen“, völlig unbefangenen und rein verständnisorientierten Lektüre („erstmal verstehen, was da steht“) kann man sich gern zu eigen machen, und sollte das auch „eine gewisse Zeit lang“ tun. Trotzdem kann es sein, daß sie… Weiterlesen

GWFH GdPdR 5: Erklärt Hegel uns Begriffe oder „die Welt“? Zur Absicht philosophischer Aussagen

Die Erinnerungen an die Hegelschen Begriffsbestimmungen aus seinem über mehrere Werke verstreuten System sind v.a. didaktisch höchst nützlich und verdienstvoll, gerade für Hegel-Anfänger, aber sie stellen die entscheidende Frage nach dem Status solcher „Definitionen“ nicht. Ich hatte das Problem schon mal angedeutet und versuche es hier ein weiteres Mal zu artikulieren. Gegeben seien folgende zwei „wissenschaftliche“ Aussagen: (1) Die Erde ist der dritte Planet im Sonnensystem. (2) Die Metapher ist ein Ausdruck, der statt des… Weiterlesen

GWFH GdPdR 4: Die aufgeopferten Einzelnen – Hegel und die Klöster

Sehr verlacht und als disqualifizierend angesehen wurde meine Vermutung, daß Hegel mit seinem Verweis auf die scheiternde historistische Rechtfertigung der Klöster (24), die nicht verhindern würde, daß sie nun als „überflüssig und unzweckmäßig“ gelten, eigentlich im Subtext sagen will, daß man sie anders, nämlich begrifflich und am „objektiven Geist“ orientiert, sehr wohl legitimieren kann. Meine Vermutung findet Bestätigung in einer Stelle in der Vorrede zur Wissenschaft der Logik, wo H. den Untergang der Metaphysik beklagt… Weiterlesen

Hegel zu Sein, Dasein, Wesen, Wirklichkeit. Abteilung 1 Das Sein

Hegel zu Sein, Dasein, Wesen, Wirklichkeit, Sein Will man nicht, um mit einem uns bekannten Hegel-Leser zu sprechen, „unter das Urteil aus der Vorrede der Phänomenologie des Geistes [fallen], das über jene ergeht, die nur darum über den Sachen sind, weil sie nicht in den Sachen sind, [die] vorweg den Ernst und das Verpflichtende von Hegels Philosophie [verfehlen], indem sie ihm gegenüber betreiben, was er mit allem Recht geringschätzig Standpunktphilosophie nannte“, die nicht „dem Wahrheitsanspruch… Weiterlesen

Unüberwindbarkeit der Moderne

Hallo, hier nochmal der Hinweis auf Ágnes Hellers Reflektionen über Hegels Vorrede vom 18.6.2008 in Stuttgart: http://www.izkt.de/index.php/cat/87/aid/355/title/Erstmals_online:_Podcasts_aus_der_Reihe_Kulturtheorien Für Heller bedeutet “Hier ist Rhodus, hier springe”: Wir können nicht über unser eigenes Rhodus, die Epoche der Moderne, hinausspringen. Es ist unmöglich, die Essenz der Moderne metaphysisch zu begreifen, so lange wir in ihr drin stecken. Für Hegel ist es dennoch die Aufgabe der Philosophie, die Substanz der Moderne freizulegen. Diese Substanz ist im Sinne des Weltgeistes… Weiterlesen

GWFH GdPdR 3: Der Greif Apollos statt Minervas Eule: Hegels Traum, heute weitergeträumt von der Poesie

Sebastian Kleinschmidt zitiert heute (20.9.) in der FAZ aus Botho Strauß‘  „Gedankenbuch“ (Titel: „Allein mit allen“) eine Passage, die mich an Hegels Anspruch einer philosophischen, weder verstandes- noch gefühlsmäßigen Welterkenntnis erinnert: „Was für eine Welt, da sich der Dichter noch der Anschauung hingeben durfte, um das Wesen der Dinge zu ergründen! Ein Sommerwald, ein Mineral, ein pockennarbiges Gesicht — und nun in die konturlose Schwingung der Materie verstoßen, da alles Wesentliche im Unsichtbaren geschieht. Seit… Weiterlesen

GWFH GdPdR 2: Die wirkliche Eichel und der aufrichtige Glaube an Gott

Nachtrag zur gestrigen Diskussion: Was ich gestern mit der Andeutung einer möglichen Verbindung von „Hegel und Faschismus“ meinte (verstehe ich jetzt selber erst…), war nicht der NS, sondern tatsächlich der italienische Faschismus. Ein Hegelianer und „Neo-Idealist“ wie Giovanni Gentile hat von Hegels politischer Philosophie her kommend eine Staatsphilosophie in faschistischem Sinn („stato etico“) begründet, die zumindest in den Anfangsjahren des Fascismo sehr einflußreich gewesen ist (Gentile war unter Mussolini Erziehungsminister, u. das „intellektuelle Aushängeschild“ der… Weiterlesen

GWFH GdPdR 1: Wirklichkeit = Vernünftigkeit oder: politische Philosophie als Gottesdienst

Nachtrag zur gestern gestarteten Diskussion zu Hegels „Grundlinien der Philosophie des Rechts“, Vorrede (Zitate und Seitenzahlen nach der Meiner-Ausgabe 1995) Gegen den an sich attraktiven Vorschlag, eine „unkonventionelle“ Hegel-Lektüre anzugehen, die nicht wieder das Klischée des konservativen, dem preussischen Staat philosophisch verbrämte pflichtschuldige Reverenz erweisenden Staatsphilosophen reproduziert, und diese „profundere“ Lektüre auf dem Fundament der in Hegels Gesamtwerk, insbes. der Wissenschaft der Logik ausgearbeiteten abstrakten Begrifflichkeit aufzubauen, spricht trotzdem Einiges. Zunächst das hier von Hegel… Weiterlesen

TWA ND 10

Zur abschließenden (?) Diskussion über das letzte Kapitel der ND schlage ich die Einbeziehung dieses (10 Jahre alten) Texts von J.P. Reemtsma vor: Reemtsma, Jan Philipp, «Ja, wenn der Beckett im Konzentrationslager gewesen wäre. . .» — Überlegungen anläßlich einer in der «Negativen Dialektik» mitgeteilten Anekdote, in: ders., Warum Hagen Jung-Ortlieb erschlug. Unzeitgemäßes über Krieg und Tod, München: Beck, 2003, 250-266 Wichtig an diesem Text scheint mir Folgendes: – der wichtige Hinweis auf den Paralleltext… Weiterlesen

  • Beitrag teilen

  • Recent Posts