Die Zeit zwischen fünf und sechs Uhr ist eine komische; vielleicht irgendwie eine besondere Zeit.
Eigentlich ist es schon ein neuer Tag aber eben doch noch nicht so ganz. Meist ist es zu dieser Stunde dunkel, der Tag ist noch nicht richtig da und doch lässt sich der kleine Neubeginn erahnen.
Manche Menschen kommen zu dieser Zeit von der Nachtschicht nach Hause, sitzen in der leeren U-Bahn mit Menschen, die noch voller Wärme und Ekstase vom Feiern und Tanzen nach Hause taumeln. Diese Stunde kann auch diejenige sein in der die besten Gespräche des Abends (also eigentlich des Vortags) ihr Ende finden, alles ist dann mehr oder weniger gesprochen, durchgesprochen worden, die Müdigkeit stellt sich ein. Oder die Augen fallen einem zu, weil man die ganze Nacht dieses eine Buch nicht loslassen konnte. Die Stunde zwischen fünf und sechs kann aber auch klar und deutlich der Beginn eines neuen Tages bedeuten. Es ist früh und gleichzeitig spät genug, dass manche Menschen zu dieser Uhrzeit aufstehen. Diese Menschen, die die Ruhe und dieses Gefühl genießen, dass alle anderen noch schlafen.
Vielleicht sind das alles im Grunde alles Wege mit dem Gefühl des „dazwischen seins“ etwas zu machen. Denn niemand ist morgens um fünf schon ganz er selbst. Es ist irgendwie immer ein Verharren im eigentlich vergangenen Tag, es ist immer noch Nacht. Doch eben nicht mehr ganz, der Sonnenaufgang ist (zumindest im Sommer oder in der südlichen Hemisphäre) nahe und der neue Tag, Alltagstrubel und Lärm zeichnen sich ab.
Vielleicht ist es gerade deswegen mit die interessanteste Zeit, Zeit mit sich selbst zu verbringen. Weil es keinen Rahmen gibt – weil alles irgendwie offen ist.
