Herbst 20: Kalkül und Leidenschaft

J. Vogl Ic: Zu Wilhelm Meister

Vogl konstruiert das 1. Kapitel als einen Dreischritt des Scheiterns, der Ernüchterung, der definitiven Kränkung. Das moderne Individuum, das mit einer Weltgewinnungs-Mission (einer „theatralischen Sendung“) aufgebrochen war, geht unter in der amorphen Bio-Masse des kameralistisch verwalteten, ökonomisch erfaßten und gesteuerten Massenvolk-Staats. Ein persönliches Selbstbehauptungs-Projekt versandet kläglich in einem Verwaltungsapparat, der den Einzelnen nur noch als vernachlässigende Nummer, als ersetzbare Größe einer tabellarisch-statistisch organisierten Planwirtschafts-Despotie kennt (also: nicht mehr kennt). Man muß vor dem Hintergrund dieses… Weiterlesen

Herbst 20: Kalkül und Leidenschaft

J. Vogl Ib: Nochmal zur „Poetologie des Wissens“ (oder: let´s forget Marx)

In der Diskussion über Vogls 2010 erschienenes (späteres) Buch Das Gespenst des Kapitals, das in dem mit Birger P. Priddat gemeinsam veranstalteten Blockseminar zur „Kulturphilosophie der Ökonomie“ thematisiert worden war, wurde auch die Frage nach dem epistemologischen Status und dem wissenschaftlichen Geltungsanspruch von Vogls Überlegungen gestellt, vor dem Hintergrund, daß er heutigen ökonomischen Theorien und Theoretikern praktisch jedwede Kompetenz zur Diagnose und zur Prognose der aktuell völlig chaotischen, kontingenten und irrationalen Wirtschaftswelt abspricht. Birger Priddat… Weiterlesen

Herbst 20: Kalkül und Leidenschaft

J. Vogl Ia: Nochmal zu Robinson bei Marx

Da die Antwort auf die Rückfrage von C. Aglibut etwas länger ausfällt, diese hier nicht als „Kommentar“, sondern als eigener Beitrag. Ich habe bisher vier Stellen bei Marx identifiziert, in denen auf „Robinson“ Bezug genommen wird, und muß in der Tat meine Einschätzung etwas revidieren. 1) 1846/47 erwähnt Marx in „Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons ‚Philosophie des Elends‘“ Robinson nur kurz nebenbei, im Zusammenhang mit dem Vorwurf, Proudhon mache sich bei seiner narrativen… Weiterlesen

Herbst 20: Kalkül und Leidenschaft

J. Vogl I: Ethnologische Anti-Ökonomik

Joseph Vogl beginnt das Vorwort seiner 2002 das erste Mal erschienenen Habilitationsschrift Kalkül und Leidenschaft. Poetik des ökonomischen Menschen* (dessen Lektüre und Diskussion der Spirituskreis sich in diesem Frühling 2020 widmen wird) mit einer auf M. Mead und K. Polanyi gestützten Beschreibung der Lebenswelt eines Einwohners von Papua-Neuguinea. In ihr lasse sich, so seine Rekonstruktion, keinerlei „homogene[r] ökonomische[r] Ordnungszusammenhang“ erkennen (10). Weil es keinen „ökonomische[n] Akt im strengen Sinn“ und daher auch keinen homo oeconomicus… Weiterlesen

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